Fischen auf Groß-Dorsch |
Wenn ich mit meinem Vater Dieter über den Fang von Grossdorschen rede, dann kommt für uns nur Nordnorwegen als sicheres Revier für Riesen in Frage. Sicherlich, auch das Gelbe Riff mit seinen Rekordfängen hält Grossdorsche parat, aber in welcher Zahl, verglichen mit der Masse der Angler? Deshalb führen uns unsere Trips regelmässig in den Norden des bei deutschen Anglern so beliebten Fjordlandes. Jökelfjord, Lofoten, Saltstraumen, Nordkap: Das sind die Plätze, an denen wir unsere gezielten Versuche auf Dorsche jenseits der 30 Pfund starten. Ziel ist dabei natürlich immer der Durchbruch der magischen 50-Pfund-Grenze. Aber seien wir ehrlich: Es gibt nur einen ganz kleinen Teil dieser Ausnahmedorsche und die Wahrscheinlichkeit, auf einem 10-Tages-Trip einen solchen Brocken landen zu können, sind nicht sehr hoch für den einzelnen Angler. Neben einer perfekten Planung, spezialisiertem Top-Gerät, Geduld und Ausdauer gehört eine ganz grosse Portion Glück dazu, einen wahrhaft kapitalen Dorsch ans Band zu bekommen. Aber wer es nicht immer wieder probiert, wird auch nie die Chance auf den Grossen bekommen.Suchen & findenAnders als beim herkömmlichen Dorschangeln, fischen wir die Frühjahrszugdorsche in Nordnorwegen in sehr unterschiedlichen Tiefen. Da wir meist mit kleinen, selbst gesteuerten Booten unterwegs sind, ist ein gutes Echolot zum Aufspüren der Zugfische von grosser Hilfe. Um nun auch mit unserem Pilker genau die Tiefe zu treffen, benutzen wir Multis mit Zählwerk oder Meterzähler zum Draufstecken auf die Rute. So wissen wir immer ganz genau, in welcher Tiefe sich unserer Köder gerade befindet. Die Zugwege der Grossdorsche sind in den meisten Gebieten jedes Jahr identisch. Die Lodgebetreiber oder einheimischen Fischführer geben uns die Infos, damit wir wissen, wo es sich besonders lohnt. Nun kommen die Zugdorsche nicht in einem Riesenschwarm von lauter 50-Pfündern.Nein, vielmehr kleckern die Fische in kleineren und grösseren Ansammlungen so langsam im Zielgebiet nacheinander ein. Deshalb kann auch der eine Tag total mau, der nächste aber super erfolgreich sein. Wenn die Dorsche in sehr unterschiedlichen Tiefen ziehen, was gar nicht mal selten vorkommt, dann pilken wir auch gern mal die gesamte Wassertiefe durch. Das heisst wir starten am Grund und lassen den Pilker dann bis zur Oberfläche durchtanzen. So fischen wir die gesamte Wassersäule unterm Boot einmal ab. Oft kommen bei dieser Methode Einsteiger sogar noch im oberen Wasserdrittel. Tipp: Ruhig mal im Mittelwasser den Pilker wieder einige Meter hinabsausen lassen. Oft attackieren Dorsche in diesem Moment den Köder. Die KöderfrageEigentlich fischen wir nur zwei Pilker auf Grossdorsch: und zwar den Bergmann- und den Jökelpilker sowie den neuen Calamar.Die gebogene Form von dem Bergmann- und dem Jökelpilker, die dieses unnachahmliche Taumelspiel hervorbringt, ist identisch, der Jökelpilker ist jedoch mit hochglanzverchromtem Edelstahl ummantelt, was ihn zwar teurer, aber auch wesentlich glänzender macht. Ausserdem hinterlässt das aggressive Salzwasser kaum Spuren auf ihm. Beifänger fischen wir oft gar nicht. Höchstens vielleicht mal einen 10/0er Gummi-Makk überm Pilker oder in den Karabiner des Pilkers mit eingeklinkt. Das GerätKlar, dass wir beim Gerät keine Kompromisse machen. Wenn der Riese dann mal auf 100 Metern einsteigt, wollen wir ihn schliesslich auch landen. Bootsruten der 30-Pfund-Klasse in 2,40 Meter Länge und kräftige Multis ab der Grösse wie die Abu 10.000. Ich selber nehme immer zwei Multis mit, neben einer reserve Rolle. Als Tiefseerolle passend zu einer 30 oder 50 lbs Rute benutzte ich die Shakespeare Albacore Rolle in der 25lbs Grösse. Diese Rolle ist eine teure Anschaffung, belohnt uns aber in grossen Tiefen mit einer tollen Übersetzung und einer idealen Hebelwirkung der Kurbel. Ebenso grossartig ist die Schiebebremse, die auch mit dicken Handschuhen bedient werden kann. Ein Sahnestück.Als zweite Rolle an einer leichteren Rute, für geringere Tiefen fische ich die Abu Märrum 7700 CL. Das Aluminium Gehäuse ist absolut salzwasserresistent. Sie ist äusserst robust und schön leicht. So sieht unser Gerät aus. Wir fischen am liebsten Monofile bis zu 0,70 oder Geflochtene bis 0,40 Millimeter. Man sieht, das Gerät ist einfach gehalten, aber robust. Grosser Schnickschnack ist zum Grossdorschangeln wirklich nicht notwendig. Grösste Sorgfalt sollte auf die sogenannten Kleinteile, die für grossen Schaden sorgen können, wenn falsch gewählt, gelegt werden. Wir setzen eigentlich als Kleinteile nur den Karabinerwirbel zwischen dem 0,80er Vorfach und der Hauptschnur ein. Da kommt bei uns zum Beispiel der original norwegische Sovik-Wirbel an die Schnur. Den meisten Meeresanglern ist dieser kraftstrotzende Karabinerwirbel bestens bekannt. Sicherlich ist er der meist benutzte in Norwegen. Und das zu Recht. Vorsicht bei zu geringen Drahtstärken von Sprengring und Drilling. Auch hier sollte nur Top-Zubehör zum Einsatz kommen. Lieber vorher einmal austauschen, als einen grossen Fisch zu verlieren. Wenn wir uns im März, April in den äussersten Norden wagen, dann sollte die Kleidung stimmen. Gut isolierende sogenannte Überlebensanzüge, die auch eine rettende, auftreibende Wirkung haben, sind eine grosse Hilfe Ð sollte man wirklich mal über Bord gehen. Ausserdem sind die guten Modelle wasserdicht und wärmen konsequent. Fleece-Anzüge darunter oder andere wärmende Einteiler sind empfehlenswert. Wer dann noch auf der Haut moderne Funktionsunterwäsche trägt, hat sich für die oft heftigen Wettereinflüsse dort oben bestens ausgerüs-tet. Auf jeden Fall auf warme Füsse achten Ð gutes Schuhwerk und Thermosocken sind Pflicht. Wasserdichte, gefütterte Handschuhe sind ein unbedingt notwendiger Ausrüstungsgegenstand Ð sonst fallen einem recht schnell die Hände ab, und dann ists aus mit dem Traum vom Grossdorsch. Petri Heil |